Pressemitteilung

Berlin, 8. Juli 2023

El Lissitzky in der Kestner Gesellschaft, Hannover

Der Sammler Torsten Bröhan stellt Leihgaben für die Ausstellung "Der neue Mensch, der Ansager, der Konstrukteur. El Lissitzky: Das Selbstbildnis als Kestner Gesellschaft" zur Verfügung.

„Der neue Mensch, der Ansager, der Konstrukteur. El Lissitzky: Das Selbstbildnis als Kestner Gesellschaft“ 8. Juli – 1. Oktober 2023 Kestner Gesellschaft, Hannover

Zum 100. Jahrestag der ersten Ausstellung von El Lissitzky (1890–1941) in Hannover, veranstaltet die Kestner Gesellschaft eine Schau mit zeitgenössischen Positionen und Arbeiten El Lissitzkys, die im Hannoveraner Kontext entstanden. Der Künstler hatte im März 1923, gemeinsam mit Max Burchartz (1887–1961) seine erste Ausstellung in der Kestner Gesellschaft.

Eingeladen vom damaligen Direktor des Kunstvereins, Eckart von Sydow, entstand auch die erste von insgesamt sechs Mappen mit Künstlergrafik, die der Verein herausgab, die sog. Kestnermappen. El Lissitzky schuf dafür die Kestnermappe 1 „Proun“ mit sechs Lithographien. Nicht nur diese Grafiken sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen. Neben zahlreichen zeitgenössischen Arbeiten die Bezug auf El Lissitzkys Kunst nehmen, sind weitere Werke von Eliezer „El“ Lissitzky zu entdecken, die stärker angewandten, gebrauchsgrafischen Charakter haben.

Der Künstler kam in Hannover 1924 in Kontakt mit der Firma von Günther Wagner und entwarf zahlreiche Werbemittel und Verpackungen für Pelikan: unter anderem Siegellackverpackungen, Werbe-Anzeigen und Werbeschilder für Pelikan-Produkte wie Kohlenpapier, Schreibbänder, Tinte und auch ein Geschäfts-Briefpapier für die Firma Günther Wagner.

Zu diesen Arbeiten gehören auch die Leihgaben des Sammlers und Designforschers Torsten Bröhan, unter anderem ein Faltprospekt für Kohlepapiere und der Briefbogen von Günther Wagner.

Viele saubere Durchschläge!

Der auseinander gefaltete Faltprospekt zeigt stilisierte, hintereinander gestaffelte bunte und weiße Papiere. Sie überschneiden den hellgrauen Hintergrund mit feinem weißen Rahmen. Die bunten Kopierpapiere sind mit dem fließenden Pelikan-Schriftzug, wie er von 1920 bis ca. 1925 verwendet wurde bezeichnet. El Lissitzky hat dazu den Slogan „Viele saubere Durchschläge!“ in der Art einer Schreibmaschinenschrift hinzugesetzt. Ein Anschreiben von Günther Wagner an die Kunden erscheint ebenfalls als mit der Schreibmaschine getippt.

El Lissitzky nutzte für seine Pelikan-Arbeiten oft das Motiv der Schreibmaschinen-Type, was einerseits funktional eine guten Hinweis auf den Gebrauch des Kohlepapiers für Durchschläge gab. Andererseits gefiel ihm vermutlich die rationale Maschinenästhetik der Schreibmaschinen-Type.

Für den Geschäftsbriefkopf der Fima Günther Wagner wählte El Lissitzky eine kontrastreiche Gestaltung in Rot und Schwarz, das Motiv des farbigen Schreibmaschinenbandes erscheint im zweifarbigen Namenschriftzug und mit den breiten Balken in den typographischen Elementen des Blattes.

Mit Pelikan von Hannover in die Schweiz

El Lissitzky verband in seinen gebrauchsgrafischen Arbeiten für Pelikan konstruktivistische Elemente und die Anforderungen an eine moderne typographische und werbewirksame Gestaltung. Der Hintergrund dieser Auftragsarbeiten war dabei durchaus ein tragischer. Ende 1923 zeigten sich bei Lissitzky erste Symptome einer Lungentuberkulose, die er mit einem Kuraufenthalt in der Schweiz lindern wollte. Um die Behandlung finanzieren zu können, kam es zu einer Abmachung mit der Hannoveraner Bürobedarfsfirma Pelikan: er entwarf Werbegrafiken und Verpackungen für ihre Produkte und erhielt dafür ein monatliches Stipendium. El Lissitzky konnte sich 1924 dann an verschiedenen Orten in der Schweiz erholen, in Zürich und vor allem im Tessin (Orselina, Brione, Abrik, Locarno). Vom 9. Februar 1924 bis Oktober 1924 galt sein Visum, im April 1925 verließ El Lissitzky die Schweiz, fuhr nach Berlin und Dresden und Anfang Juni 1925 zurück nach Moskau. 1925 erwähnte er in einem Brief einen russischen Pelikan-Prospekt, „das letzte, was ich in Brione (Schweiz) gemacht habe“ (Peter Nisbet: El Lissitzkys typopgrafische Arbeiten, in: El Lissitzky 1890 – 1941. Retrospektive, Hannover, Berlin. 1988, S. 291.)

In den Jahren in Hannover und in der Schweiz, von 1923 bis Frühjahr 1925, entstanden neben den bedeutenden Pelikan-Werbemittel-Entwürfen auch wesentliche künstlerische Arbeiten. Die Verbindung zwischen diesen beiden gestalterischen Bereichen im Werk El Lissitzkys wird insbesondere mit den Leihgaben von Torsten Bröhan in der aktuellen Ausstellung deutlich gemacht.

„Der neue Mensch, der Ansager, der Konstrukteur. El Lissitzky: Das Selbstbildnis als Kestner Gesellschaft“

8. Juli – 1. Oktober 2023  Kestner Gesellschaft, Hannover

 

Kestner Gesellschaft

Goseriede 11, 30159 Hannover, Telefon: 0511 70120 0

Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Dienstag, 11 – 18 Uhr, Mittwoch, 11 – 18 Uhr, Donnerstag, 11 – 20 Uhr, Freitag, 11 – 18 Uhr, Samstag, 11 – 18 Uhr, Sonntag, 11 – 18 Uhr



Details

Pressekontakt:

Christoph Janik
030 / 20 67 16 40
presse@torsten-broehan.de

Pressebilder:


Quellenangabe:
siehe Bilduntertitel

Bildervorschau:

Entwurf: El Lissitzky, (1890-1941) Objektbez.: Faltprospekt / Innenplakat: Werbung für Pelikan-Kohlenpapiere Datierung: Entwurf 1924-1925 , Ausführung nach 1928 Maße: H x B 17,8 x 43,8 cm Material / Technik: Farbiger Druck auf Papier Bez.: Monogrammiert u.l.: „EL“ Text: „Viele / saubere / Durchschläge!“; Bröhan Design Foundation, Berlin

Entwurf: El Lissitzky, (1890-1941) Objektbez.: Briefkopf „Günther Wagner Hannover und Wien Tinten, Schreibbänder, Kohlepapier, Klebstoffe“ Datierung: 1924; Bröhan Design Foundation, Berlin

El Lissitzky in der Kestner Gesellschaft, Hannover

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