Pressemitteilung
Berlin, 15. November 2022
Torsten Bröhan unterstützt die aktuelle Ausstellung Lucia Moholy – Das Bild der Moderne im Bröhan Museum, Berlin vom 1. Oktober 2022 bis 22. Januar 2023 mit zahlreichen Leihgaben.
Torsten Bröhan unterstützt die aktuelle Ausstellung Lucia Moholy – Das Bild der Moderne im Bröhan Museum, Berlin vom 1. Oktober 2022 bis 22. Januar 2023 mit zahlreichen Leihgaben.
Lucia Moholy (1894–1989) wurde als Lucia Schulz in Prag als Tochter eines Rechtsanwalts geboren. Nach einem geisteswissenschaftlichen Studium arbeitete sie als Lektorin für verschiedene Verlag, u.a. den Kurt Wolff- und den Rowohlt-Verlag. In Berlin lernte sie 1920 László Moholy-Nagy kennen, den sie 1921 heiratete. Ihre Verlagstätigkeit finanziert das gemeinsame Leben, bis zur Berufung ihres Mannes ans Bauhaus in Weimar (1. April 1923). Lucia Moholy gab ihre Verlagsarbeit auf, hatte nun aber Gelegenheit sich mit der Fotografie zu beschäftigen, die sie von früher Jugend an faszinierte.
Während László Moholy-Nagy die Vorkurse und die Leitung der Metallwerkstatt übernahm und gleichzeitig die Bauhausausstellung im Sommer 1923 vorbereitete, wurde sie „als Ehefrau eines Meisters“ für den „kollektiven Gedanken der Schule“ tätig. Ihre Erfahrung im redaktionellen Bereich ist von Bedeutung bei der Gestaltung der Bauhausbücher und der Bauhauszeitschrift, die László Moholy-Nagy ebenfalls verantwortete.
Fotografie war am Bauhaus Weimar kein Lehrfach, Gropius sah das Medium vor allem zur Dokumentation geeignet. Mit der notwendig gewordenen Publizität gab es jedoch Bedarf an Sachfotografien für die Bauhausbücher und die Presse. Die Weimarer Fotografen Louis Held (1851-1927) und das Atelier von Hermann Otto Eckner waren für das Bauhaus in Weimar tätig. Otto Eckner übernahm zunächst die Aufträge zur Dokumentation der Werkstattarbeiten. Er schuf im Auftrag von Gropius die Abbildungen für den Band Bauhaus in Weimar 1919-1923. In seinem Atelier lernte Lucia Moholy von ca. 1923 bis 1924 und fertigte später selbstständig die Fotos von Arbeiten der Bauhauswerkstätten an. Dafür hatte Lucia Moholy am Bauhaus Weimar eine alte Plattenkamera für Glasnegative im Format 18 x 24 cm zu Verfügung.
Nach dem Umzug des Bauhauses 1925 nach Dessau, besuchte Lucia Moholy Kurse an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, um weitere technische Fertigkeiten auf dem Gebiet der Fotografie und Drucktechnik zu erlangen. Neben den Sachfotografien entstanden nun die bekannten Aufnahmen der Bauhaus-Gebäude in Dessau, die auch als Postkarten vertrieben wurden und ein „Kernstück aller Bauhaus-Historiographie“ bilden. Außerdem schuf sie Bühnenfotos, Porträts und später auch Landschaftsfotografien.
1928 verließen Lucia und László Moholy-Nagy das Bauhaus und gingen nach Berlin. Sie arbeitete als Messe- und Theaterfotografin. Nach der Trennung von László Moholy-Nagy 1929, unterrichtete sie Fotografie als Nachfolgerin von Otto Umbehr (Umbo) an der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Berlin.
Lucia Moholys Fotografie fasziniert insbesondere in ihren Objekt- und Architekturaufnahmen, die eine besondere Form von Sachlichkeit vermitteln. Blickt man auf vergleichbare Sachfotografie bei Hans Finsler (1881-1972), Albert Renger-Patzsch (1897-1966) oder Willi Moegle (1897-1989) – die ebenfalls in der Mitte der 1920er Jahre, begannen Objekte in dieser Weise abzulichten – so fällt auf, das diese oftmals eine Inszenierung durch Schatten, Anschnitt oder Arrangement wählen. Dagegen wirken Lucia Moholys Aufnahmen tatsächlich ganz dingbezogen. Das Objekt wird in einer gewissen Nahsichtigkeit isoliert gezeigt. So sind in Fotografien von Lucia Moholy zahlreiche Werkstattarbeiten des Bauhauses, aber auch Arbeiten der Schülerinnen und Schüler aus den Vorkursen in eindrucksvoller Weise dokumentiert. Auch die frühesten Aufnahmen der Stahlrohrmöbel von Marcel Breuer stammen von Lucia Moholy.
László Moholy-Nagy nutze die Aufnahmen seiner Frau für Publikationen des Bauhaus, eigene Veröffentlichungen und später auch für retrospektive Bücher über das Bauhaus. Die originalen vintage prints aus der Sammlung von Torsten Bröhan tragen teilweise seine handschriftlichen Vermerke.
Lucia Moholys Form der Fotografie ist in den Sachaufnahmen stilbildend gewesen. Eine Verwandtschaft gibt es zu den Fotos von Dore Barleben (1896-1990) für den Katalog der Vereinigten Lausitzer Glaswerke (1930er Jahre), zu den Arrangements im Deutschen Warenbuch (1915) und den späteren Warenkunden der 1930er Jahre. Schließlich hat in dem aufkommenden Erfolg des Ehepaars Bernd und Hilla Becher seit den 1970er Jahren, der fotografische Stil von Lucia Moholy eine kunsthistorisch eindrucksvolle Fortsetzung gefunden.
Einen großen Überblick über Lucia Moholys fotografisches Schaffen gibt es jetzt in der Ausstellung Lucia Moholy – Das Bild der Moderne im Berliner Bröhan Museum zu sehen.
Bröhan-Museum, Schlossstr. 1a, 14059 Berlin, Di-So 10-18 Uhr und an allen Feiertagen (24. + 31.12. geschlossen), Eintritt: 8,- €/erm. 5,- €, www.broehan-museum.de
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Wienand Verlag mit Beiträgen von Tobias Hoffmann, Fabian Reifferscheidt und Robin Schuldenfrei:
Tobias Hoffmann (Hrsg.):
Lucia Moholy. Das Bild der Moderne.
Katalog zur Ausstellung im Bröhan Museum,
Berlin 2022/2023. Köln 2022.
Details
Christoph Janik
030 / 20 67 16 40
presse@torsten-broehan.de